29. Tag 25.08.2008 Simrishamn - Allinge ( Bornholm, DK)
Sonnig, tlw. leicht bewölkt, 3 Bft, 0 m Welle, 24 sm
Heute stehen wir früh auf, denn die Sonne in den Luken wirkt motivierend. Nach dem Ablegen laufen wir noch die Tankstelle an, für alle Fälle, wollen wir doch noch einen vollen Tank haben. Schnell legen wir dort an, bevor uns ein Motorboot zuvor kommt. Tanken geht schnell von statten, so schnell, das es dem Ämterhäufenden schon fast den Zapfhahn aus der Hand haut. Mist, dass doch noch Diesel überläuft, jetzt verursachen wir auch noch eine Umweltkatastrophe. Und gestern haben wir hier noch die Enten gefüttert.
Das ist ja auch nicht die feine Nabu Art! Lieber schnell die Flucht ergreifen und das wollen wir dann auch ins Nachbarland Dänemark- nach Bornholm. Die Insel, die wir vor 4 Jahren schon mal ansteuern wollten, wo es der Wind aber verhinderte. Nun gut, heute scheint es zu klappen. Der Wind ist zunächst recht flau und kommt von achtern, so motoren wir etwas, dann setzen wir Segel, das bringt auch noch nicht soviel Fahrt. Ja, was macht man dann? Ist euch allen doch wohl klar: der Blister muss arbeiten. Er wird ohne Probleme gehisst, bringt bei einschlafendem Wind jedoch auch nicht die erhofften Mach 3. Wir queren ein Verkehrstrennungsgebiet, da wir vor den sich zügig und in Mengen nähernden grossen Schiffen nicht mit dem Blister rumhampeln wollen, bergen wir ihn und helfen mit dem Motor nach. Bald sichten wir die Nordspitze Bornholms und können jetzt die faszinierenden Granitklippen sichten.
Dann kommt Allinge in Sicht, die Heringsräuchereien mit den riesigen Schornsteinen sind greifbar nahe. Wir bergen die restlichen Segel und laufen Allinge an. Das ist mal eine ganz andere Hafeneinfahrt, sehr enge Durchfahrten, mehrere Hafenbecken, die bei Sturm mit einem Tor geschlossen werden können. Denn die Stürme sind hier wohl gnadenlos.
Andererseits ist das Klima hier auf der Insel mediterran, es wachsen Maulbeerbäume, Feigen, man erntet Wein. Kaum zu glauben. Wir machen im hinteren Hafenbecken längsseits fest. Zu den üblichen grossen Sportboothäfen ist das echt ein in Granit geschlagener Kerker, hohe Wände, ziemlich eng.... Aber das Städtchen ist nett, hübsche Häuser, schicke Gärten mit eben der oben genannten Flora. Bornholm war schon immer schwer umkämpft: erst gehörte es zu Schweden, dann probten die Bewohner den Aufstand, wollten zu Dänemark gehören, angeblich, weil die Hauptstadt so weit weg ist. Das gefiel den dickköpfigen Bornholmern. Zum Ende des zweiten Weltkrieges beanspruchten sogar die Russen ihr Anrecht auf Bornholm, sie bombardierten nach dem Ende des 2. Weltkrieges sogar die beiden größten Städte Rönne und Neksö. Uns gefiel die quirlige kleine Stadt sehr, wir kaufen noch fangfrische Schollen, die wir in unserer Kombüse zubereiten. Dann fallen wir in tiefen Schlaf.
30. Tag 26.08.08 Allinge - Neksö
Sonnig, partiell bewölkt, tlw. Regen 4 -5 Bft,später 6 Bft, 1 m Welle, später 2 m 20 sm
Der Tag startet sonnig, wir legen zügig ab in Allinge, wollen heute dicht an der Bornholmer Küste nach Süden segeln. Der Wind weht ideal für den Am Wind Kurs und wir segeln flott dahin. Es ist wirklich spannend, die facettenreiche Küste der Insel zu beobachten. Da wir gut Fahrt machen, fliegen die Städte/ Häfen nur so an uns vorbei. Es ist wunderschön.
Bald wir das Wetter usseliger, wir müssen kräftig reffen, dann liegen wir ohne zuviel Krängung auf dem Wasser. Gerade haben wir das Manöver beendet, hören wir ohrenbetäubenden Lärm überall über uns. Als wir hochschauen, rasen zwei Eurofighter - vollaufmunitioniert - steuerbords und backbords, wie wir meinen, dicht an unseren Segeln vorbei. Unwillkürlich ziehen wir die Köpfe ein. Ich meine, den Mann in der Kanzel grinsen zu sehen. Ja, klasse, mal wieder arme Segler erschreckt - mein Gruss fällt nicht freundlich aus. Wir steuern unser Ziel an : Neksö. Ein Fischereihafen und das Hafen Handbuch versprach deutlich mehr Charme, den wir auf den ersten und später auch nicht auf den zweiten Blick erkennen.
Dennoch machen wir fest und ertragen den Trubel durch die vielen polnischen Tagesgäste, die quasi mit in unserem Cockpit hocken. Am Abend kehrt Ruhe ein und ich bereite das Boeuf Stroganoff zu, von dem Andreas schon seit einer Woche träumt. Ich schnippel Zwiebeln klein, dass mir die Augen tränen, dann noch einige Gewürzgurken fächern und schnell mit dem gestern in Allinge erworbenen Rindfleisch anschmoren. Mit reichlich Wein verfeinert, riecht es in der zum Salon hin offenen Küche sehr lecker. Leider müssen wir noch mal an Deck, es kommt noch ein Schiff und die gehen neben uns ins Päckchen. Trotz der bayrischen Fahne erweisen die Beiden sich als sehr nett. Zeit für viel Smalltalk bleibt nicht, das Essen duftet verführerisch, ausserdem regnet es mal wieder. Der Ämterhäufende und ewig Hungrige wünscht sich Reis, viel Reis als Beilage. Als ich kundtue, dass ich es nicht für nötig halte, das ganze Kilo zu kochen, ist die Empörung gross: das reicht doch nie und nimmer, schon gar nicht für 2 Tage! Auch die niedliche anschauliche Zeichnung auf der schwedischen Packung Onkel Bens, die meines Erachtens darstellt, dass der gesamte Inhalt gekocht für etwa 14 Personen reicht, überzeugt nicht. Kompromiss: wir kochen dann eben nur 2/3 und müssen zur Not hungern. Im Endeffekt schmeckt alles ganz köstlich. Vom Reis ist auch noch am nächsten Tag genug da und wir hätten uns auch weitere Tage uns davon ernähren können .
31. Tag 27.08.2008 Neksö - Rönne
bewölkt, später kräftige Schauer, 5-6 Bft, Welle zunehmend auf 3 m, 25 sm
Wir sind ganz froh, dass wir in Neksö die Leinen los schmeissen können, da hält uns auch das trübe Wetter nicht in der Koje. Wir ummänteln uns sofort mit den Schwerwetterklamotten, wecken dann die Bayern, die ja ihr Boot noch verlegen müssen, sonst müssten wir sie halt mitschleppen. Aber das wollen sie wohl auch nicht, zumal bei uns die Hamburg Flagge weht und der HSV derzeit (noch) weit vor den Bayern steht. ( S04 auch noch, ich wurde gezwungen, dies anzufügen!) Wir setzen schnell die Segel und reffen sie dann auch gleich wieder. Es deutet sich schon an, dass dies keine Kuschelfahrt wird.
Unser Schiffchen durchschneidet zügig die sich immer höher auftürmenden Wellen. Langsam verändert sich die Küstenformation, weg von steilen Granitklippen zu sich ausdehnenden endlos langen Sandstränden mit Dünen und dahinter Kieferwäldern. Traumhaft schön und bei Sonnenschein bestimmt unwiderstehlich. Da der Wind stetig zunimmt, fahren wir nach der südlichsten Ecke Bornholms nur noch mit wenig Tuch durch eine mächtig anmutende Welle. Allmählich vergeht die Lust am Segeln, jetzt wäre es schön, wenn Rönne in Sicht käme.
Zur Aufwärmung gibt es eine heisse Tütensuppe, das können wir gut vertragen. Dann endlich kommt Rönne in Sicht, zunächst der alte grosse Fährhafen, da müssen wir aber noch vorbei, wir haben den Yachthafen Norre Kas ausgewählt. Fast wie ein Spielball der sich auftürmenden Wellen schlingern wir auf unser Ziel zu. Unmöglich die Vorbereitung zum Festmachen ( Vorder- und Achterleinen, Fender ausbringen) zu treffen. Das machen wir diesmal aus Sicherheitsgründen erst im Hafen.
Nach der Mole wird es merklich ruhiger und wir haben den Platz für ein paar Ehrenrunden, wo der, der die Festmacher und Fender bedient, diese in Ruhe applizieren kann. Wir haben schon einen Steg und eine Box ( endlich mal wieder Heckpoller!) im Auge und sehen, dass die Crews der bereits dort liegenden Schiffe jeden unserer Handgriffe mit Argusaugen beobachten. Und dann auch noch eine Frau am Steuer. Warschau, Warschau!
Letztendlich parken wir sicher ein, vertäuen uns sicher und sind froh im Hafen zu sein. Viele der Nachbarschiffe sind heute nicht ausgelaufen und morgen wird es wohl noch ärger.
Macht nichts, wir stellen fest, dass dies ein ganz toller Hafen ist mit sehr gepflegten Sanitäranlagen, die wir nach Neksö, erstmal richtig zum Wellnessen nutzen. Waschmaschine und Trockner sind auch da, da machen wir doch noch mal ein Kessel Buntes.
Da bekommt man die ewig nassen und nicht trocknenden Klamotten eben auf diesem Wege sauber und trocken. Zum Abendessen gibt es den Rest Stroganoff und die "kleine" Portion Reis vom Vortag. Dann geht es ab zur Nachtruhe.
32. Tag 28.08.2008 Rönne ( Hafentag)
sonnig, Wind 6 Bft, in Böen 7 -8
Der Wetterbericht hat recht, es stürmt kräftig und unter diesem Umständen wollen wir den langen Schlag nach Rügen ( ca. 55 sm) nicht wagen. Also schlafen wir etwas länger und auch das Frühstück fällt etwas gemütlicher aus, als sonst. Dann machen wir uns auf den Weg in die Stadt, vorbei am alten Hafen, dem Fährhafen und dem neuen Kreuzfahrtterminal.
Die Altstadt ist sehr hübsch, viele alte Fachwerkhäuser umrahmen die Fachwerkkirche. Im Zentrum und dem moderneren Teil geht es recht quirlig zu. Insgesamt eine sehr angenehme Atmosphäre. Wir erstehen noch ein paar frische Zutaten fürs Abendessen, dann geht es zurück aufs Schiff, wo wir die Nachmittagssonne geniessen. Noch ein wenig Seemannsgarn mit den Nachbarn gesponnen, dann wird gefuttert ( Kartoffel Zucchini Pfanne). Später wird der Kurs für morgen abgesteckt, dann ab in die Heia.
33. Tag 29.08.2008 Rönne - Glowe ( Rügen)
sonnig, 5 - 6 Bft, Welle 1.5m, 53 sm
Der Wind hat etwas nach gelassen, der Wetterbericht ist auch ganz günstig für unser heutiges Vorhaben. Also raus auf See. Beim Ablegen haut sich der ämterhäufende Brillenträger beim Leinenschwenken die relativ neue Sehhilfe von den Ohren, diese platscht ins Wasser und versinkt in Sekundenschnelle. So eine Riesen Sch...
Aber hinterher tauchen und suchen kommt auch nicht in Frage. Also ärgern und dennoch keine bösen Erinnerungen an diesen netten Hafen behalten. Nun hat Neptun nicht nur ständig von uns Ramazotti bezogen, nun hat er auch noch eine superschicke Brille! Egal: Die nicht so schicke Ersatzbrille aktivieren und auf nach Rügen.
Tatsächlich scheinen alle denselben Gedanken zu haben und ein Schiff nach dem anderen läuft aus. Bald reihen sich die weissen Segel, wie eine Perlenschnur am Horizont auf. Wir sind auch dabei und laufen gerefft, zwischen 6 - 6,5 kn auf einer recht angenehmen Welle von schräg hinten. Wir schieben Wache im 3/4 Stunden Rhythmus. Ab und an klatscht mal eine fiese Welle auf den Steuermann / Frau am Ruder, aber das hält wach und macht munter.
Bald verschwindet Bornholm aus unserem Blickfeld, nur noch Wasser ringsherum. Zwischendurch sind Kreuzfahrtschiffe, Fähren und andere Segler auszumachen. Dann irgendwann taucht die Silhouette von Rügen am Horizont auf. Land in Sicht. Es dauert dennoch noch fast 3 Stunden bis wir in Glowe festmachen. Dort erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang. Stolz schwelgen wir in unseren Erinnerungen an Bornholm. Nach 8 Jahren segeln auf der Ostsee, sind wir also auch endlich "Bornholmiers" geworden. Gute Nacht!
34. Tag 30.08.2008 Glowe - Vitte ( Hiddensee )
Sonne pur, 3 Bft, 25 sm
Heute ist wieder traumhaftes Wetter, da der Wind nur schwach weht, ist es auch gleich sehr warm an Bord. Das bringt richtig Spass, wir sind auf dem Weg nach Hiddensee. Vorbei am Kap Arkona im Norden Rügens, mit steilen Klippen, später wird auch hier die Insel flacher und präsentiert sich mit feinen Sandstränden und Wäldern dahinter.
Bald ist dann auch Hiddensees größte und nördlichste Erhebung zu sehen, der Dornbusch mit weissem Leuchtturm. Nach Süden wird auch hier das Land flacher und die betonnte Fahrrinne muss exakt befahren werden, gleich daneben ist das Wasser maximal 0,5m tief.
Durch diese ausgebaggerte Rinne steuern wir Vitte an. Bei diesem Sommerwetter ist das einfach wunderschön. Im Hafen machen wir sicher fest, wir fühlen uns hier wie in der Sommerfrische. Nach uns kommen noch viele Schiffe aus Stralsund an, das sind wohl Wochenendausflügler, die das schöne Wetter hier geniessen wollen. In der Tat kennt hier wohl jeder jeden. Wir sind eher ein bisschen Aussenseiter, beobachten aber die Seilschaften mit grossen Interesse.
Abends gibt es unter den "Alteingessenen" eine Grillparty mit Live Mucke mit dem Saxophon. Wir sind natürlich nicht geladen, also erkunden wir die traumhaft schöne Insel. Das Abendessen gönnen wir uns in der Abendsonne im Fahrgasthafen.
Es gibt Fisch, der gut schmeckt, aber Sterneküche geht anders! Wieder ein rosaroter Sonnenuntergang und ein herrlicher Sternenhimmel über rot und grün blinkenden befeuerten Fahrwassertonnen. Kitschiger ist kaum vorstellbar. Da morgen wenig Wind angesagt ist und wir einen langen Schlag vor uns haben, erwägen wir hier zu bleiben und die Insel weiter zu erforschen, was sich bestimmt lohnt.
35. Tag 31.08.2008 Vitte - Hohe Düne ( Warnemünde )
wolkenloser Himmel, 3 Bft, später 5 Bft, 54 sm
Da ja ein Ruhetag ansteht, schlafen wir etwas länger, obwohl die Sonne und der Sommer schon wieder locken. Dann holen wir, seit etwa 34 Tagen, zum ersten Mal wieder Frühstücksbrötchen. Das Sonntagsfrühstück zelebrieren wir an Deck in der Morgensonne.
Herrlich so ein Ruhetag !!
Ich schlendere übers Gelände in die Wellnessoase, während unser Chef- meteorologe noch mal die aktuellsten Wetterdaten durchforscht. Als ich locker, mental total entspannt, zurück über unseren Steg komme, eröffnet sich mir dann schnell das nahende Unheil in voller Tragweite.
Cheffe ist auf dem Steg und rollt die Stromversorgung ein. Häh? Was ist denn hier los? Weitere Beobachtung: er hat die "Arbeitshose" an. Alles klar, wir brechen auf! Ich bin bloß froh, dass Andreas nicht schon abgelegt hat und ich aufspringen muss.
Was war geschehen? Die Wetterprognosen hatten es nötig gemacht, dass wir heute den weiten Weg nach Warnemünde angehen. Hilft ja nichts, wir müssen ja irgendwann zurück.
Zuerst müssen wir motoren, dann können wir noch prima segeln und machen auch richtig Speed. Obwohl wir erst um 10.30h aufgebrochen sind, erreichen wir Hohe Düne schon um 19h.
Schade, wir wollten doch eigentlich mal unsere Positionslampen zum Leuchten bringen und im Dunkeln navigieren... Nach einer späten Dusche in den super gepflegten Sanitäranlagen, speisen wir an Bord. Später sitzen wir draussen auf unserem Logenplatz und beobachten die ein- und auslaufenden Pötte. Begleitet von den Kommentaren von Warnemünde Traffic auf Kanal 73 ist das ein echtes Schmankerl.
----> Fotos 25.08 - 01.09
|