2. Woche

8. Tag (09.06.08) Grenaa- Grenaa

Lage: heute mal leicht bewölkt, kein Königsblau am Himmel

Nachdem „unsere“ Jungs gestern gewonnen haben, war ja eigentlich alles klar.
Genauso wie die Wettervorhersage, die wir wie immer online und hoch aktuell beziehen.
Wir waren vorbereitet auf 2 Bft und geringen Böen. Als wir dann den Hafen verließen, merkten wir doch recht bald, dass der Wind doch heftiger blies. Unter Landabdeckung 4 Bft und dann später flotte 5 Bft. und Böen mit 6-7 Bft. Wir refften dann,  aber je mehr Meilen wir zurücklegten, desto höher türmte sich die Welle von vorne auf. Das Geschirr unter Deck wurde mächtig durch einander geschüttelt! Und wir oben natürlich auch. Noch mal 8 Stunden so zu segeln schien uns nicht so erstrebenswert, so schmerzfrei sind wir noch nicht.
Gemeinsame Entscheidung war dann umzukehren. So geschah es denn und nach dem Anlegen hatten wir die Zeit, das Bötchen innen und aussen zu putzen, das war nach der 1.Woche schon mal nötig.
Dann noch ein bisschen relaxen in der Sonne und EM gucken. Langsam fängt die Auszeit an!

P.S. Kleiner Scherz am Rande: vom unserem „Wetterlieferanten“ erhielten wir um 11.30h eine E- Mail,  die uns warnte, die aktuellen Wetterdaten zu ernst zu nehmen, es gäbe einen Fehler im Programm und es sei angezeigt, sich noch zusätzliche und stimmigere Infos einzuholen.
Na, Mahlzeit, um die Uhrzeit, da waren wir schon mitten in der Sch…

9.-10. Tag (10.-11.06.08) Grenaa

Heute Di 10.6 07:00 UTC  haben wir dann nochmals das Wetterorakel befragt und sind bei der Vorhersage von W 6-8 Bft und 2-3m Welle zur Überzeugung gelangt Djursland (Tropfnase) zu erkunden. Gesagt, getan.

Als erstes verschlägt es uns in den Fischereihafen und gleich danach in den Industriehafen. Was da abgeht, haben wir so nah noch nicht erlebt. Überall liegen abtakelte Schiffe, jeglicher Art und Größe herum, die dann aufgeschweisst und komplett „entbeint“ werden.(s.h. Fotos)  Vorläufige Endstation ist dann eine Deponie an Land, auf die die verbleibenden Rümpfe dann mit einem Riesenkran gehievt werden. Dort nimmt sie sich dann ein gigantischer Eisenkneifer vor und der so zerkleinerte Schrott wird davon gekarrt!
Danach marschieren wir dann in den ca. 4 km entfernt gelegenen Ort Grenaa. Leider haben wir hier auch den Sturm von vorne, sodass der, der die Ämter häuft, aber nicht so gerne seine Keulen lauftechnisch schwingt, schon frühzeitig am mosern, angesichts dieser immensen Entfernungen in Dänemark, ist. Der Bus kommt dann auch nicht, so erreichen wir per Pedes, aber völlig dehydriert und sandverkrustet, den „hyggeligen“ (gemütlichen) Ortskern.
Nach kurzer Besichtigung und Erfrischung in flüssiger Form, nehmen wir den Bus zurück in den Jachthafen. Wir erledigen noch einige Einkäufe. Dann sind wir wieder auf dem Schiff, es wird gekocht, ein wenig Hafenkino und später Fußball geschaut.
Soweit ein schöner, entspannter Tag, nur dass uns beim Abendessen bei einer Böe fast die Rotweinflasche vom Tisch rutscht und das, der na ja, ihr wisst schon wer, Andreas sich beim Zähneputzen reichlich Handcreme statt Zahnpasta auf die Bürste und die Zähne streicht.
Das war dann nicht mehr so zum kugeln, zumindest für den Betroffenen. Die anwesende Zeitzeugin konnte sich ein breites Grinsen und heimliches Gelächter jedoch nicht verkneifen.

Lage (Mi.11.06, 16:15 UTC): Windstärken von 6-7 Bft, Böen 8-9 Bft und Schauerböen, die Getränkevorräte werden attackiert

Heute dann gemütliches Aufstehen, der Wind pfeift noch immer über den Hafen und das Meer. Nach dem Frühstück, heute mal Rühreier mit Katenschinken, besuchen wir das quasi um die Ecke gelegene Kattegat Centret, ein Aquarium, mit heimischen Fischen und natürlich ist auch ein Becken mit diversen Haien, Rochen und Muränen dabei. Höhepunkt ist dann die Fütterung der Seehunde Liv, Thor und Felix. Hier spielt es sich dann wie im normalen menschlichen Leben ab: Liv, das Mädel führt brav alle Tricks vor, die Jungs gucken blöd aus der Wäsche und dem Wasser und wenn sie was (vor) machen sollen, tauchen sie ganz schnell ab!
Apropos Wäsche, die wird bei uns dann auch noch gemacht, wer weiss, wann wir mal wieder eine Waschmaschine und Trockner in die Finger bekommen.

Abends gibt es dann als Vorspeise Avocado mit heiß geräuchertem Lachs an leichter Zitrusvinaigrette, anschliessend Schollenfilets mit dänischen Gurkensalat. Dazu reicht der Sommelier (noch ein Amt) einen Muscadet Sèvre et Maine Jahrgang 2007 - in Grenaa erstanden. (Das Kochbuch zu dieser Reise wird später veröffentlicht!)

In der Nacht wird sich der Sturm wohl noch mal austoben und morgen wollen wir dann endlich wieder segeln und weiter den Norden erobern und entdecken


11. Tag (12.06.08) Grenaa - Hals

Lage: Massenflucht aus dem Hafen Windstärken von 4-5 Bft, Böen 6 Bft, später abnehmend

Heute ganz früh am Morgen war schon eine leicht nervöse Aufbruchstimmung im Hafen zu spüren. Nach 3 Tagen festliegen, konnten es so ziemlich alle kaum erwarten, aufzubrechen.

Wir waren mit dabei und steuerten dann zügig mit “Am Wind Kurs” unser Ziel Hals (ca. 50 sm entfernt) an. Es war noch immer eine recht hohe Welle zu spüren, die im Laufe des Tages jedoch zusammen schmolz. Da der Wind ständig zwischen 4 und 6 Bft pendelte, durften wir ausgiebig das Reffen und wieder ent- Reffen praktizieren. Bei der Anfahrt auf Hals, am Limfjord  gelegen, ließ der Wind schlagartig nach und wir mussten unseren Flautenschieber anschmeissen. Über dann spiegelglattes Wasser gelangten wir zum Hafen. Bislang war ja alles gut gegangen, nun wurde es 18h und das TV Programm war nicht zu empfangen! Schande! Und es spielten doch die Deutschen, dann fing es auch noch an zu schütten— wobei wir doch gerade die Schwerwetterkleidung gegen das Deutschlandtrikot getauscht hatten. Der Hafen war dann auch recht gut belegt, so dass wir uns auf einen der letzten freien Plätze quetschen mussten.
Und dann verlieren die Deutschen auch noch! So ein Mist!

Ach ja, die Ostsee sollte übrigens demnächst in Ramazotti  See umgetauft werden, wir haben für Neptun, Rasmus, Poseidon oder wie der hier zuständige Herr heissen mag, schon soviel Bestechungsschlucke für guten, aus der richtigen Richtung blasenden Wind und nicht zuletzt gutes Wetter hinein geschüttet, dass auf kurz oder lang der Salzgehalt der Ostsee unter dem Alkoholgehalt liegen dürfte! Gestern Abend kamen dann noch 2 Flaschen verkork(s)ter Rioja dazu! Na dann SKOL!


12. Tag (13.Freitag 06.08) Hals - Laesö

Lage: Früher Aufbruch, da später wieder Schauer vorhergesagt werden.

Wir starten heute als erstes Boot aus dem Hafen. Setzen zügig die Segel und kreuzen durch die lange Fahrrinne. Dann geht es gen Norden und wir segeln auf  halbem Wind bei gemütlichen 4 Bft, bei blauem Himmel. Nach einigen Seemeilen schläft der Wind etwas ein und der, der die Ämter häuft und dem es immer nicht schnell genug gehen kann, zupft und zuppelt an der Segelstellung bis sich die Susann fast völlig in den Wellen festfährt.
Eigentlich wäre jetzt ja meine wachfreie Zeit angebrochen, aber da kein Betriebsrat an Bord ist, hab ich keine Wahl: Der Blistersack wird an Tageslicht gehievt und soll cito gesetzt werden. Okay, wir sind ja auch nicht zum Vergnügen hier. Alles ist gut vorbereitet und der Blister im Bergeschlauch gleitet an seinem Fall schwebend in die Höhe. Auf einmal jedoch kommt uns das ganze Teil auf die Köpfe gesaust und schwups schwimmt das unhandliche Ding zum großen Teil im Meer und droht in die Schraube zu geraten. Kurzer Moment der Überraschung, dann ganz fix das patschnasse Ding wieder an Bord gehüsert und dumm geguckt. Was war geschehen: Irgendwie, das ist noch zu klären (neues Amt eventuell: abhängiger sachverständiger Gutachter), hat sich der Schäkel geöffnet und den Blister wieder freigegeben. Dieser besagte Schäkel hängt nun ganz oben im Mast (ca. 16m) und will dort auch nicht wieder runter.
Da wir ihn aber mit Sicherheit noch mal brauchen werden, müssen wir also hoch in den Mast und das Teil dort runterholen. Das macht dann wohl die, die keine Höhenangst hat. Und die Aktion wird wohl auch eher bei Nacht und Nebel ausgeführt, denn wir wollen nicht zu den Stars des Hafenkinos avancieren. (Cannes ist woanders!)
Etwa 10 sm vor Laesö frischt der Wind wieder stark auf und wir kommen Wellen reitend im Hafen an. Hier dann noch mal was Neues beim Anleger, es gibt Heckleinen, die im Hafenbecken ausgebracht sind, das ist wie Moorings, nur andersrum. Obwohl wir diese Festmachart das erste Mal ausführen, klappt es doch ziemlich gut. Der angesagte Regen ist noch nicht da. Der Ort und die Insel (jüngste Insel Dänemarks- nur 3000 Jahre alt) sind sehr apart. Wir werden evtl. noch morgen bleiben und alles genauestens inspizieren.
Heute Abend werden wir essen gehen, Kaiserhummer sind hier heimisch, das muss wohl ausprobiert werden.
Dann spielt ja auch Holland gegen Frankreich, neben uns liegen zwei holländische Schiffe, denen hab ich schon mal klargemacht, dass ich für die Franzosen bin… Mal sehen, wie das dann ausgeht!


14. Tag (15.06.08) Laesö - Skagen

Lage: Knie kaputt- Reise zu Ende.

Der, der die Ämter häuft, hat nach der rasanten Überfahrt nach Skagen ein neues Amt übernommen, nämlich das des Krankenpflegers. Susann hat sich beim Anlegen in Skagen bei einem mutigen Sprung vom Schiff auf den Steg das Knie verdreht. Da eine weitere Belastung des Knies nicht möglich war, traten wir ein lange Taxifahrt ins nächstgelegene Krankenhaus an (ca. 60km). Die Diagnose war schockierend!! Die Kreuzbänder sind gerissen bzw. angerissen, eine genaue Diagnose kann erst nach 4-6 Wochen gestellt werden, wenn die Schwellungen abgeklungen sind. Morgen (Di. 17.06.08) geht es mit dem Sanitätswagen des ADAC zurück nach Hamburg. Unseren Törn werden wir nicht fortsetzen können. In 2 Jahren starten wir den nächsten Versuch!
 

----> Fotos 9.6.-15.6

 

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